Antworten der Freie Wähler Fraktionsgemeinschaft Ulm
Was ist Ihr wichtigstes Anliegen für die Zukunft von Familien und Kindern in Ulm?
Die gesellschaftlichen Veränderungen der letzten Jahre und Jahrzehnte haben die möglichst reibungslose Vereinbarkeit von Familie, Beruf und ggf. auch Pflege immer bedeutsamer gemacht. Sie liegt sowohl im individuellen Interesse der meisten Familien als auch im Interesse der Gesamtgesellschaft. Diese Vereinbarkeit zu ermöglichen, gehört neben der Schaffung von Wohnraum zu unseren wichtigsten Anliegen für Familien und Kinder. Wir unterstützen daher nachdrücklich den Ausbau von Kitas und Schulen. Ein quantitativ und qualitativ sehr gutes Angebot an Bildung und Betreuung in diesen Einrichtungen für alle unsere Kinder und Jugendlichen besitzt für uns besonders hohe Priorität. Es führt nicht nur zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf, sondern bietet neben dem Elternhaus die zentrale Voraussetzung für private und berufliche Chancen im ganzen Leben, sozialen Aufstieg, Integration und Chancengerechtigkeit. Für Kinder aus bildungsfernen und benachteiligten Familien gilt dies in besonderem Maße.
Es fehlen immer mehr Fachkräfte in den Ulmer Kitas und Betreuungszeiten wurden stellenweise erheblich gekürzt. Welche Maßnahmen wollen sie anstreben um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Ulmer Familien zu verbessern?
Da die Kürzung der Betreuungszeiten in den Kitas direkt mit dem Mangel an pädagogischen Fachkräften zusammenhängt, sehen wir in Maßnahmen gegen diesen Mangel die sinnvollste Lösung. Wir unterstützen die möglichen Verbesserungen bei der Personalgewinnung und Personalbindung in Kitas sowie bei der Entlastung der Erzieher*innen von nicht pädagogischen Aufgaben wie Küchen- und Bürotätigkeiten. In der Personalgewinnung sehen wir vor allem Chancen durch Qualifizierung und Ausbildung von Angehörigen anderer Berufe sowie durch Studiengänge wie den der Kindheitspädagogik.
Der Ausfall von Betreuungszeiten wirft immer wieder die Frage nach den Elternbeiträgen auf. Welche Bedeutung messen sie diesen Gebühren zu und welche Entwicklung halten sie hier für möglich?
Die Diskussion um die Elternbeiträge ist uns gut bekannt. Wir stehen auf dem Standpunkt, dass die Erhebung von Gebühren in der derzeit gültigen Form für den Haushalt der Stadt Ulm notwendig ist. Im Jahr 2022 führten die Elterngebühren in städtischen Kitas lediglich zu einer Kostendeckung von 10 %, im Ansatz für 2024 von 8,4 % (lt. Haushaltsplan der Stadt Ulm 2024), während vom Land ein deutlich höherer Kostendeckungsgrad empfohlen wird. Auch die einkommensabhängige Staffelung wird von uns befürwortet. Ca. 25 % der Kinder besuchen die Kita kostenfrei, da für Lobbycardempfänger und kinderreiche Familien keine Kitagebühren erhoben werden. Aus Kostengründen muss damit kein Kind auf einen Kitaplatz verzichten. Sollte auf Landesebene beschlossen werden, den Kitabesuch verpflichtend zu machen und die Elternbeiträge bei Ausgleich an die Kommunen abzuschaffen, so würden wir das sehr begrüßen.
Wie möchten Sie die Qualität der Kindertagesbetreuung in Ulm weiterentwickeln und welche Punkte sind Ihnen hierbei besonders wichtig?
Um die Entwicklung unserer Kinder, die immer mehr Zeit in öffentlichen Einrichtungen und immer weniger in ihren Familien verbringen, optimal betreuen und fördern zu können, ist eine sehr hohe Qualität der Kindertagesbetreuung notwendig und sie ist uns außerordentlich wichtig.
Die Stadt Ulm bietet in jedem Jahr erneut ein umfassendes, pädagogisches Fortbildungsprogramm mit einer großen Themenvielfalt und hoher fachlicher Expertise an, dass allen Erzieher*innen offensteht und von vielen genutzt wird. Dies führt dazu, dass Kenntnisse vertieft und neue Erkenntnisse und Entwicklungen in die Kitateams getragen werden. All das trägt wesentlich zur Qualität der täglichen Arbeit mit den Kindern bei.
Diese Form der laufenden Fortbildung zu unterstützen und weiterzuentwickeln, ist uns ein großes Anliegen, ebenso der Kinderschutz. Ganz besonders wichtig im Rahmen der Kita-Qualität ist für uns die Förderung der Sprache, da Sprache Schlüsselqualifikation und Voraussetzung für den gesamten Bildungsweg darstellt. Ganz besondere Bedeutung hat die Sprachförderung für Kinder, die in spracharmer Umgebung aufwachsen sowie für Kinder mit internationalen Wurzeln, die mehrsprachig aufwachsen und deren Anteil in Ulm bei ca. 65 Prozent liegt. Außer der ganzheitlichen, alltagsintegrierten Sprachförderung, die seit mehr als 20 Jahren alle Prozesse im Kita-Alltag begleitet, werden verschiedene Sprachförderprogramme eingesetzt, von denen besonders das Bundesprogramm „Sprach-Kitas“ (aktuell durch Landesmittel fortgesetzt) sich als sehr wirksam erwiesen hat. Dieses Sprachprogramm in Ulm weiterzuführen, selbst wenn auch das Land aus der Förderung aussteigen sollte, werden wir mit Nachdruck fordern.
Welche Maßnahmen möchten sie im Kindergarten verorten damit jedes Kind unabhängig von Herkunft, Kultur, Religion, soziale Schicht, Geschlecht die gleichen Entwicklungsmöglichkeiten bekommen und eine inklusive Kultur geschaffen werden kann?
Die in der Fragestellung genannten Ziele sind nach unserer Meinung und Erfahrung bereits jetzt selbstverständlich im Alltag der Kitas verankert und die Maßnahmen, nach denen Sie fragen, werden von den Erzieher*innen schon laufend angewandt. Das Thema einer inklusiven Kultur ist nicht neu für die Kindertageseinrichtungen in Ulm. So erschien 2015 ein trägerübergreifender Leitfaden mit dem Titel „Qualität- Vielfalt, Unterschiedlichkeit und Gemeinsamkeit“ mit „Qualitätskriterien für Kitas unter besonderer Berücksichtigung einer Inklusion und Diversität beachtenden Entwicklungsbegleitung“ als Resultat einer schon länger dauernden Beschäftigung mit dieser Aufgabe. Spätestens damit fand die Thematik Eingang in die Eirichtungen und ihre Arbeit. Auch im oben beschriebenen Fortbildungsprogramm finden sich immer wieder, so auch im aktuellen, Fortbildungen zu den unterschiedlichen Aspekten der Vielfalt und Inklusion.