OB-Kandidat Martin Ansbacher
Was ist Ihr wichtigstes Anliegen für die Zukunft von Familien und Kindern in Ulm?
Als Familienvater weiß ich, dass Bildung das A und O für eine gute Zukunft ist. Kein Kind darf dabei zurückgelassen werden, die Perspektiven, Aufstiegs- und Bildungschancen dürfen nicht vom Geldbeutel der Eltern abhängig sein. Viele unserer Schulen und Kitas müssen dringend saniert, neue moderne Lernorte müssen gebaut werden. Investitionen in Bildung müssen absolute Priorität haben, ebenso die soziale Absicherung und ein entsprechend bezahlbarer Wohnraum für Familien. An Bildung, Sport und Kultur teilhaben zu können, all das gehört für mich zu einer familienfreundlichen Stadt.
Es fehlen immer mehr Fachkräfte in den Ulmer Kitas und Betreuungszeiten wurden stellenweise erheblich gekürzt. Welche Maßnahmen wollen sie anstreben um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Ulmer Familien zu verbessern?
Die Stadt muss alles unternehmen, um mehr Betreuungskräfte zu gewinnen. Dazu gehört ein attraktives Arbeitsumfeld, gute Weiterbildungs- und Aufstiegschancen. Außerdem braucht es mehr Wertschätzung und Anerkennung dieses wichtigen Berufsfeldes. Wir müssen auch über übertarifliche Zulagen für das pädagogische Personal nachdenken. Kitas, Schulen und Bildungsträger benötigen dringend mehr finanzielle Mittel für Fachkräfte, Räume und Ausstattung, um ein gutes Bildungs- und Betreuungsangebot zu ermöglichen. Diese sehe ich als eine meiner größten Aufgaben an.
Der Ausfall von Betreuungszeiten wirft immer wieder die Frage nach den Elternbeiträgen auf. Welche Bedeutung messen sie diesen Gebühren zu und welche Entwicklung halten sie hier für möglich?
Kitas sind nach meiner Auffassung Bildungseinrichtungen und der Besuch von Bildungseinrichtungen müsste eigentlich kostenfrei sein. Dafür gibt es im Gemeinderat aber leider keine Mehrheit, auch nicht für ein kostenfreies letztes Kita-Jahr. Die Kita-Gebühren in Ulm sind nach meiner Auffassung auch zu hoch. Dies betrifft überproportional vor allem Familien, die ohnehin bereits stark finanziell belastet sind und auf jeden Euro schauen müssen. Das muss sich ändern.
Wie möchten Sie die Qualität der Kindertagesbetreuung in Ulm weiterentwickeln und welche Punkte sind Ihnen hierbei besonders wichtig?
Das größte Problem ist die Personalsituation. Durch zu viele Krankheitsfälle bei den Erzieherinnen, die nicht kompensiert werden, leidet die Qualität, da der Betreuungsschlüssel nicht mehr gewährleistet werden kann. Deshalb benötigen wir mehr Personal in den Kitas. Um hier mehr Menschen zu gewinnen, müssen sich die Arbeitsbedingungen verbessern. Zudem muss es Angebote geben, damit das oftmals erschöpfte Personal wieder Kraft gewinnen kann. Zu loben ist das trägerübergreifende Qualifizierungsangebot für Erzieherinnen. Partizipation soll schon ab dem Kita-Alter stattfinden und in die Gestaltung der Tage einfließen. Die Kita gilt als Schule der Demokratie und deshalb müssen die Kinder die Möglichkeit haben, ihre Bedürfnisse zu äußern. Zu hoffen ist, dass es eine Nachfolge für das Erfolgsmodell Sprach-Kitas gibt.
Welche Maßnahmen möchten sie im Kindergarten verorten damit jedes Kind unabhängig von Herkunft, Kultur, Religion, soziale Schicht, Geschlecht die gleichen Entwicklungsmöglichkeiten bekommen und eine inklusive Kultur geschaffen werden kann?
Sprache ist der Schlüssel zur Welt, deshalb hoffe ich, dass das Folgeangebot für Sprach-Kitas ebenso erfolgreich ist wie das Bundesprogramm und werde dazu auch eine transparente Evaluation einfordern. Die Weiterbildung im kommunalen Qualifizierungsprogramm zur Fachkraft für Inklusion für Erzieherinnen und Erzieher ist der richtige Weg. Schon in der Kita ist ein diverser Erziehungsansatz notwendig. Kein Kind darf wegen Herkunft, Religion, sozialer Möglichkeiten oder Geschlecht ausgegrenzt werden. In der Kita werden die Grundlagen für Chancengleichheit gelegt. Die Eltern müssen gleichberechtigte Partner sein. Hierfür müssen die Erziehungszentren genutzt werden. Gerade für Kinder, die migrantische Wurzeln haben, ist das Projekt der multikulturellen Elternmentorinnen und Mentoren beim Bildungsbüro von großer Bedeutung.
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